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Lange gesund Leben.
Schlanstedt, 2018-09-14

Wichtigkeit der Apotheke vor Ort


von: Annette Karmann


Der Gesundheitsminister Jens Spahn hat jüngst in einem Interview gesagt, dass die Apotheke vor Ort wichtiger Bestandteil unserer Versorgung bleibt.

Ob die Apotheken dies auch so wahrnehmen, wollten wir von der Apothekerin Johanna Jäger wissen. Sie ist Inhaberin der Puls-Apotheke im Berliner Stadtteil Lichtenrade.

Redaktion: Frau Jäger, was halten Sie von Jens Spahns Aussage gegenüber der Apothekenumschau über die Apotheke vor Ort?

Jäger: Um ehrlich zu sein, ich glaube ihm nicht – allein schon aufgrund seiner Nähe zum DocMorris-Vorstand Max Müller. (Anm. Redaktion: Jens Spahn und Max Müller gründeten 2006 gemeinsam eine GbR.) Dennoch stimme ich dieser Aussage unbedingt zu. Wir bieten unverzichtbare Service-Leistungen an. Gerade für ältere Menschen oder Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, ist unsere Unterstützung wichtig. Dabei geht es nicht immer nur um Medikamente, Medizinprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel. Einem älteren Kunden habe ich beispielsweise eine E-Mailadresse eingerichtet und seine Blutzuckerdaten weitergeleitet. Er ist 89 Jahre alt und wusste gar nicht, was er tun muss. Er war natürlich sehr erleichtert.

Redaktion: Der Onlinehandel von Medikamenten und Medizinprodukten ist ja nicht mehr aufzuhalten. Wie sehen Sie da die Rolle von Apotheken?

Jäger: Wir haben keinen Online-Shop. Unsere Kunden kommen zu uns wegen des guten Services. Wir bieten einen Lieferservice an, kennen viele Kunden mit Namen und beraten bei Gegenanzeigen und Nebenwirkungen. Nicht selten erwähnen Ärzte manche Gebrauchshinweise nicht. Wir machen z. B. bei Asthma-Sprays auf die richtige Anwendung aufmerksam. Da sollte man nämlich bei Gebrauch tief einatmen und die Luft kurz anhalten. Bei Kortison-Sprays sollte man nach Gebrauch den Mund ausspülen, um vor Pilzinfektionen zu schützen. In einem Online-Shop erfahren Sie dies nicht. Über solche Hinweise sind die Kunden sehr dankbar und kommen dann natürlich auch wieder.

Redaktion: Rezeptpflichtige Arzneien können auch im Ausland, teilweise mit größeren Rabatten bestellt werden. Deutsche Apotheken dürfen verschreibungspflichtige Arzneien aber nicht rabattieren. Was denken Sie darüber?

Jäger: Das sehen wir deutschen Apotheker schon kritisch. Die Apotheke vor Ort hat bereits Nachteile dadurch, dass sie – anders als Online-Apotheken – keine Boni für treue Kunden geben darf. Würden wir das Preisdumping mitgehen wollen, würde unsere Marge sinken und wir müssten mehr Präparate verkaufen, um Strom, gute Mitarbeiter und Mieten zahlen zu können. Dies würde dann auf Kosten des Service gehen müssen. Dabei kann es also nur Verlierer geben.

Redaktion: Nach wie vor gibt es das Gesetz von Fremd- und Mehrbesitzverbot. (Anm. der Redaktion: Dieses Gesetz verbietet es Apothekern, mehr als 3 Apotheken zu besitzen. Inhaber einer Apotheke muss immer ein Apotheker sein.) Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen will dies aufheben. Wie stehen Sie dazu?

Jäger: Ich bin der Meinung, dass dieses Gesetz beibehalten werden sollte. Die Folgen wären ansonsten, dass es am Ende 3 – 4 große Unternehmen gibt, die die Apotheken unter sich haben. Dabei wird dann meist mehr darauf geachtet, die Kosten möglichst niedrig zu halten als guten Service zu bieten. Die Angestellten hätten wenig Chancen, Ihre Interessen durchzusetzen, viele Apotheken würden vermutlich ohnehin geschlossen werden. Das Persönliche ginge verloren, Preisdumping würde zunächst den Markt beherrschen, um dann die Preise wieder hochschnellen zu lassen.

Redaktion: Im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung haben die Krankenkassen ganz unterschiedliche Philosophien. Wie sehen Sie persönlich diese Situation?

Jäger: Es kommt leider sehr spät, dass nun manche Krankenkassen die Prävention in den Fokus nehmen.

Heute kommen die Kunden oft, um ein verschriebenes Medikament zu bekommen. Wir beraten dann manchmal in eine alternative Richtung, die vielleicht sogar preisgünstiger ist oder weniger Nebenwirkungen hat, aber eine genau so gute Wirkung. Wenn die Kasse so ein Präparat aber nicht übernimmt, das verschriebene aber schon, wählt der Kunde leider oft das, was die Kasse übernimmt.

Wenn Antibiotika verschrieben werden, empfehlen wir für den anschließenden Darmaufbau Probiotika. Denn durch das Antibiotikum werden 80 % der Darmbakterien abgetötet. Viele Ärzte wissen das nicht oder ignorieren es. Die Kunden, die sich dann dafür entscheiden, sind im Nachhinein dankbar. Denn sie merken, dass es ihnen gut getan hat. Auch wenn es die Krankenkasse nicht übernommen hat.

Redaktion: Vielen Dank, Frau Jäger, für das Gespräch!



Der Gesundheitsminister Jens Spahn hat jüngst in einem Interview gesagt, dass die Apotheke vor Ort wichtiger Bestandteil unserer Versorgung bleibt.

Ob die Apotheken dies auch so wahrnehmen, wollten wir von der Apothekerin Johanna Jäger wissen. Sie ist Inhaberin der Puls-Apotheke im Berliner Stadtteil Lichtenrade.

Redaktion: Frau Jäger, was halten Sie von Jens Spahns Aussage gegenüber der Apothekenumschau über die Apotheke vor Ort?

Jäger: Um ehrlich zu sein, ich glaube ihm nicht – allein schon aufgrund seiner Nähe zum DocMorris-Vorstand Max Müller. (Anm. Redaktion: Jens Spahn und Max Müller gründeten 2006 gemeinsam eine GbR.) Dennoch stimme ich dieser Aussage unbedingt zu. Wir bieten unverzichtbare Service-Leistungen an. Gerade für ältere Menschen oder Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, ist unsere Unterstützung wichtig. Dabei geht es nicht immer nur um Medikamente, Medizinprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel. Einem älteren Kunden habe ich beispielsweise eine E-Mailadresse eingerichtet und seine Blutzuckerdaten weitergeleitet. Er ist 89 Jahre alt und wusste gar nicht, was er tun muss. Er war natürlich sehr erleichtert.

Redaktion: Der Onlinehandel von Medikamenten und Medizinprodukten ist ja nicht mehr aufzuhalten. Wie sehen Sie da die Rolle von Apotheken?

Jäger: Wir haben keinen Online-Shop. Unsere Kunden kommen zu uns wegen des guten Services. Wir bieten einen Lieferservice an, kennen viele Kunden mit Namen und beraten bei Gegenanzeigen und Nebenwirkungen. Nicht selten erwähnen Ärzte manche Gebrauchshinweise nicht. Wir machen z. B. bei Asthma-Sprays auf die richtige Anwendung aufmerksam. Da sollte man nämlich bei Gebrauch tief einatmen und die Luft kurz anhalten. Bei Kortison-Sprays sollte man nach Gebrauch den Mund ausspülen, um vor Pilzinfektionen zu schützen. In einem Online-Shop erfahren Sie dies nicht. Über solche Hinweise sind die Kunden sehr dankbar und kommen dann natürlich auch wieder.

Redaktion: Rezeptpflichtige Arzneien können auch im Ausland, teilweise mit größeren Rabatten bestellt werden. Deutsche Apotheken dürfen verschreibungspflichtige Arzneien aber nicht rabattieren. Was denken Sie darüber?

Jäger: Das sehen wir deutschen Apotheker schon kritisch. Die Apotheke vor Ort hat bereits Nachteile dadurch, dass sie – anders als Online-Apotheken – keine Boni für treue Kunden geben darf. Würden wir das Preisdumping mitgehen wollen, würde unsere Marge sinken und wir müssten mehr Präparate verkaufen, um Strom, gute Mitarbeiter und Mieten zahlen zu können. Dies würde dann auf Kosten des Service gehen müssen. Dabei kann es also nur Verlierer geben.

Redaktion: Nach wie vor gibt es das Gesetz von Fremd- und Mehrbesitzverbot. (Anm. der Redaktion: Dieses Gesetz verbietet es Apothekern, mehr als 3 Apotheken zu besitzen. Inhaber einer Apotheke muss immer ein Apotheker sein.) Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen will dies aufheben. Wie stehen Sie dazu?

Jäger: Ich bin der Meinung, dass dieses Gesetz beibehalten werden sollte. Die Folgen wären ansonsten, dass es am Ende 3 – 4 große Unternehmen gibt, die die Apotheken unter sich haben. Dabei wird dann meist mehr darauf geachtet, die Kosten möglichst niedrig zu halten als guten Service zu bieten. Die Angestellten hätten wenig Chancen, Ihre Interessen durchzusetzen, viele Apotheken würden vermutlich ohnehin geschlossen werden. Das Persönliche ginge verloren, Preisdumping würde zunächst den Markt beherrschen, um dann die Preise wieder hochschnellen zu lassen.

Redaktion: Im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung haben die Krankenkassen ganz unterschiedliche Philosophien. Wie sehen Sie persönlich diese Situation?

Jäger: Es kommt leider sehr spät, dass nun manche Krankenkassen die Prävention in den Fokus nehmen.

Heute kommen die Kunden oft, um ein verschriebenes Medikament zu bekommen. Wir beraten dann manchmal in eine alternative Richtung, die vielleicht sogar preisgünstiger ist oder weniger Nebenwirkungen hat, aber eine genau so gute Wirkung. Wenn die Kasse so ein Präparat aber nicht übernimmt, das verschriebene aber schon, wählt der Kunde leider oft das, was die Kasse übernimmt.

Wenn Antibiotika verschrieben werden, empfehlen wir für den anschließenden Darmaufbau Probiotika. Denn durch das Antibiotikum werden 80 % der Darmbakterien abgetötet. Viele Ärzte wissen das nicht oder ignorieren es. Die Kunden, die sich dann dafür entscheiden, sind im Nachhinein dankbar. Denn sie merken, dass es ihnen gut getan hat. Auch wenn es die Krankenkasse nicht übernommen hat.

Redaktion: Vielen Dank, Frau Jäger, für das Gespräch!